„Wie weiter? Kritik und Doktrin des organisierten Nationalismus“

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Autor: Sabine Schäfer

Ein Buch, dessen Erstsatz auf der Rückseite mit „Der Nationale Widerstand ist tot“ beginnt, ist geradezu prädestiniert dafür, zu polarisieren und zu provozieren. Gleich vorweg: Dass der sogenannte „Nationale Widerstand“ tot ist, stellt ein bewegungsdefiniertes Faktum dar, welches, spätestens wenn dieses Buch mit offenem Geist durchgearbeitet wurde, als grundsätzlich begrüssenswert bezeichnet und erkannt werden muss. Dazu muss gesagt werden, dass „Wie weiter?“ ungeachtet seiner Veröffentlichung über den Verlag der nationalrevolutionären Partei „3.Weg“ sich dezidiert nicht als Parteibuch versteht, (was im Buch selbst gesondert hervorgehoben und nachvollziehbar begründet wird), sondern als gesamtheitliches Werk begriffen werden soll, welches sowohl in die Hände eines jeden Aktivisten radikal -nationalrevolutionärer Kräfte wie auch in die Hände von Aktivisten beispielsweise der Identitären Bewegung oder sogar AFD - Anhängern und Sympathisanten gehört. Letzten Endes wird sich sogar der ein oder andere sich selbst als „links“ schubladisierende radikale Aktivist in den Zeilen wiederfinden und begreifen, dass „der Todfeind nicht rechts“ steht, wie es viele selbsternannte radikale links - kommunistischen Kräfte oftmals ohne weiteren Gedanken proklamieren, da sie progressiv nationalistische Kräfte nach wie vor mit liberal - kapitalistischen politischen Vertretern verwechseln bzw. auf eine Stufe stellen, welche jedoch nicht erst nach dem Lesen des hier zu behandelnden Buches als die größten Feinde linker wie auch rechter Revolutionäre zu gelten haben. 

Im ersten Teil mit dem sich selbsterklärenden Titel „Kritik“ deckt „Wie weiter?“ schonungslos und mit einer geradezu als brachial zu bezeichnenden Offenheit alle nur denkbaren wie auch tatsächlich passierten Verfehlungen des toten Pferdes namens „Nationaler Widerstand“ auf, trennt Fiktion von Tatsachen und zieht mit dem politisch – weltanschaulichen Skalpell eine messerscharfe Schnittlinie zwischen Wunschvorstellung und Realität. Ungeschönt und in bildlicher Schrift „in Farbe“ erfolgt die schonungslose Analyse der Selbst - Demontage des „Nationalen Widerstandes“ seit der Stunde Null im Jahre 1945. Dabei werden jedoch zu keinem Zeitpunkt etwa mit dogmatisch erhobenem Zeigefinger persönliche Ressentiments ausgetragen und aufgrund persönlicher Befindlichkeiten eine Abrechnung in den publizistischen Raum gestellt. Dafür ist das Buch trotz aller rhetorischen Härte zu sachlich, zu nüchtern und zu logisch in seiner analytischen Beschaffenheit. Gerade in Zeiten einer gesellschaftlichen Aufbruchstimmung, welche vor allem durch die Problematik im Umgang mit der derzeit immer noch existierenden globalen sogenannten Corona - Pandemie einhergeht bzw. sie geradezu begründet, liest man, natürlich medial plakativ in Szene gesetzt immer wieder von vermeintlichen „Umsturzversuchen“, „Waffenlagern“ und „Vorbereitungen auf den -sogenannten- Tag X“, welchen sich diverse „Rechtsextremisten“ auf die Fahnen geschrieben hätten. Sicher wird es, gerade deshalb, nicht wenige System - Oppositionelle auch innerhalb der Reihen nationalistischer bis nationalrevolutionärer Kräfte geben, welche der irrtümlichen Meinung sind, dieses volks - menschen - natur - und generell weltfeindliche System ausschließlich durch einen wie auch immer gearteten „bewaffneten Kampf“ beseitigen zu müssen und zu können. Allen noch irgendwie ernstzunehmenden Aktivisten, welche angesichts eines Systems, das wie kein anderes vor ihm im bisher exekutiven, militärischen, logistischen und gesellschaftlichen größten und stabilsten Sattel sitzt, immer noch glauben, nach dem Motto „Bekämpfe Tyrannei mit Terror“ erfolgreich agieren zu können, sei an dieser Stelle das Kapitel „Der bewaffnete Kampf“ ans Herz gelegt. Aber auch der charakteristisch vollkommen konträr zu „Tag X“ - Phantastereien aufgestellte Anhänger nationalistischer Ideen und Ideale wird im Kapitel „Das Warten auf die Führungspersönlichkeit“ einer harten und ernüchternden Zäsur unterzogen werden. 

Trotz der aus dem weitestgehenden Versagen des „Nationalen Widerstandes“ resultierenden Notwendigkeit einer solchen Analyse und seines darauf folgenden konsequenten Grabganges mag der kritische Leser nicht etwa mit einem Gefühl der Selbstgerechtigkeit und Schadenfreude die einzelnen Zeilen und Kapitel in sich aufnehmen, sondern wird sich sichtlich erleichtert fühlen, nach all den aufgearbeiteten lyrischen Hammerschlägen in Form von „Anklagepunkten“ gegen den beerdigten „Nationalen Widerstand“ endlich bei Teil 2 („Eine neue Doktrin“) des Buches angelangt zu sein. Bis dahin pendelt das eigene geistige Lesegemüt immer zwischen „Der Verfasser hat recht“ und „Diese Aussage zerreißt meine heile nationale Erlebniswelt“ hin und her. Anbei kann das Kapitel „Negativpropaganda und Pessimismus“ gar nicht oft genug gelesen und den Gedanken aller noch aufrecht denkenden und kämpfenden Ideenträger nationaler und nationalrevolutionärer Inhalte angetragen sowie eingebrannt werden. 

Denn es war immer schon fester Bestandteil des „Nationalen Widerstandes“, gleichgültig ob sich dieser durch vermeintlich radikale Kräfte oder reaktionär - bürgerlich – konservative Elemente definieren ließ, sich als „Opfer“ der Gesamtlage zu präsentieren und dies auch unumwunden in seiner wahrnehmbaren Außenpropaganda zu demonstrieren. „Die da oben sind schuld daran, dass es uns/ Deutschland/ Europa/der Welt so schlecht geht“ dürfte so ziemlich der bestgewählte Satz sein, dessen inhaltliche Aussage wie keine andere für die letzten Atemzüge, in denen sich die Auswürfe des „Nationalen Widerstandes“ befinden, steht und dessen Ist - Zustand bis zuletzt bestens umschreibt. Trotz der ebenfalls immer wieder auch im zweiten Teil des Buches vorkommenden berechtigten Kritikpunkte werden, was eine erste geistige Erleichterung aufkommen lässt, Lösungsansätze und auch klar formulierte Lösungsvorstellungen thematisiert, wie sie vom Reißbrett der Theorie und bei sorgfältiger wie gleichermaßen situationselastischer Planung aus in die gelebte, radikal nationalrevolutionäre Praxis übertragen werden können. Der Verfasser verharrt also nicht beim Austeilen, sondern hat sich umfassend mit einem Lösungskonzept fernab festgefahrener reaktionärer Dogmen auseinandergesetzt, ohne den revolutionären und stets progressiven Charakter einer nationalen Weltanschauung zu verwässern oder sich gar von ihm abzuwenden. Vielmehr werden legitime altbekannte wie neue, aus der gesellschaftlichen Dynamik heraus geborene Standpunkte als nicht verhandelbar klar - und festgestellt und deren allgemeine Gültigkeit auch nachvollziehbar und schlüssig begründet. Auch wenn im zweiten Teil des Buches jedes Kapitel für sich stehend als wichtig und wertvoll zu bezeichnen ist, so verdienen vor allem für den langjährigen nationalen Aktivisten fernab irgendwelcher subkulturell geprägter Szene - Verwerfungen die Kapitel „Mythos und Ästhetik“, „Der Kader“, „Kulturkampf“, „Berufsrevolutionäre“ und „Von Machiavelli lernen“ besondere Bedeutungserwähnung und Aufmerksamkeit. 

In Teil Drei mit dem bezeichnenden Titel „Nationalrevolutionäre Selbstkritik“ endlich unterwirft man die eigenen propagierten und mit Leben erfüllten Aktivitäten, einhergehend mit den bis hierher vertretenen Positionen einer offenen und ehrlichen Selbstkritik, was angesichts der bisherigen Haltung des „Nationalen Widerstandes“, welcher niemals zu einer wirklich gesamtumfassenden Selbstreflexion fähig, geschweige denn zu einer fundierten und konstruktiven Selbstkritik bereit gewesen wäre, einem revolutionären Akt im übertragenen Sinne gleichzustellen ist. Gerade dieser letzte Teil des Buches beschäftigt sich noch einmal eingehend mit der alles entscheidenden Frage, welche diesem Werk seinen Namen gibt. „Wie weiter?“ führt den Leser unter der einleitenden Kapitelfrage „Revolution, aber wie?“ durch insgesamt zehn jeweils schwerpunktmäßig ausgearbeitete Thesen, welche trotz ihrer bestechenden Logik vom Verfasser und Ideengeber selbst ausdrücklich zur Diskussion und zur von ihm selbst geforderten „Kritik an der Kritik“ gestellt werden. Man scheut also in keinster Weise die konstruktive Konfrontation und ersucht sogar um die Bildung von Gegenthesen, immer im Bestreben, eigene eingeschlichene Denkfehler und verkrustete Denkmuster zu beseitigen, aufzubrechen und wahrhaft nationalrevolutionäre Alternativen an deren Stelle zu positionieren. 

Ein ums andere Mal wird der unumstößlichen Wichtigkeit einer „Kaderbildung“ nationalrevolutionärer Kräfte im gleichlautenden Kapitel Nachdruck verliehen und ein Verständnis für das Prinzip „Klasse vor Masse“, (welches bildlich dargestellt auch dem letzten Skeptiker dieser These einleuchten sollte, denn was wäre eine individualisierte Masse ohne einende Köpfe?) mit einem durchaus wissenschaftlichen Anspruch, doch wie immer in diesem Buch klar verständlich kommuniziert und erörtert. Und spätestens mit der zehnten und somit letzten These „Sammlung der evolutionär gesinnten Nationalisten“ sollte es wirklich jedem sich selbst als „national“ bzw. „weltanschaulich rechts“ erkennenden Aktivisten einleuchten, warum revolutionäre Gedanken und ihre Träger in eine nationalrevolutionäre Bewegung gehören. Dieser Satz sei vor allem auch den zahlreichen existierenden deutschen nationalen Musikgruppen mit einem hohen Eigenqualitätsanspruch ins Stammbuch geschrieben. Welche Innen – und Außenwirkung hätte wohl eine qualitativ musikalische und textlich hochwertige nationale Musikgruppe mit Tonträger - und Textilabsätzen im höheren vierstelligen Bereich, würde diese ihre Musik unter den Fahnen einer nationalrevolutionären Bewegung produzieren und propagieren? Eine solche Gruppe wäre für die Bewegung und den damit verbundenen Weltanschauungskampf um ein Vielfaches wertvoller als der x-te Infostand oder das x-teFlugblatt.

Das Antlitz des wachen Lesers erhellt sich ein letztes Mal im Schlusskapitel mit dem so treffenden Titel „Kein Schlussstrich - sondern erst der Anfang“, stellt hier jedoch nicht die vielleicht erhoffte romantische Vorstellung einer Wiederauferstehung des „Nationalen Widerstandes“ wie ein Phönix aus der Asche dar, (denn der „Nationale Widerstand“ hat sich durch seine eigenen Unzulänglichkeiten selbst so unwiederbringlich besiegt, wie der Bolschewismus in den Oststaaten am eigenen Dreck zugrunde ging, was im Buch ebenfalls Erwähnung findet), sondern zieht aus der Gesamtsituation ein mutiges, doch gleichwohl ernüchterndes, letzten Endes aber ein hoffnungsvolles Fazit im Kampf um die Herzen unseres Volkes und aller Völker Europas (und darüber hinaus), fernab der so oft zitierten, doch nicht verstandenen Parole eines „Europas der Vaterländer“, wie es ihr Schöpfer Charles de Gaulles einst als Vision zu haben schien. 

Die einzige Kritik zu diesem Buch, welche der Verfasser dieser Rezension persönlich zum Ausdruck bringen möchte, ist neben der von ihm an manchen Stellen als fast schon zu ermüdend empfundenen und wirkenden, doch nichtsdestotrotz allzeit berechtigten und dezidiert notwendigen Kritik an der momentanen Ist - Situation die Tatsache, dass „Wie weiter?“ bereits Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte vorher schon hätte geschrieben werden sollen, nein, müssen! Anlässe dazu gab es, spätestens nach dem Lesen dieses Buches, durch die nur als Abwärtsspirale zu bezeichnende Geschichte des „Nationalen Widerstandes“ ab und nach 1945 zuhauf. 

Wenn jedoch nach Jahren des Lesens echter und vermeintlich revolutionärer Bücher dieses hier rezensierte Werk als das erste seiner Art über den Inhalt und die Fähigkeit verfügt, im Verständnis des Rezensenten ein Gefühl des Drückens eines imaginären aktivistisch – politischen „Reset“ - Knopfes zu erwecken und ihm die Ein - sowie vor allem die Weitsicht an die Hand zu geben, festgefahrene Denkweisen aufzuweichen sowie fast schon religiöse Züge weltanschaulich - reaktionärer Standpunkte über den Haufen und in die Aufbereitungsanlagen der Geschichte des eigenen Aktivismus zu werfen, dann hat dieses Buch trotz aller über seine Inhalte mit Sicherheit hereinbrechende Kritik, berechtigte wie unberechtigte, sich bereits jetzt schon einen Stellenwert erkämpft, der es zur Lesepflicht eines jeden Menschen konservativer, reaktionärer, patriotischer, identitärer, nationalistischer und gerade auch deshalb nationalrevolutionärer Geisteshaltung erhebt und werden lässt. 

Der hier seine Bewertung präsentierende Rezipient verweist an dieser Stelle ausdrücklich nochmals auf die Tatsache, kein Mitglied der nationalrevolutionären Partei „3.Weg“ zu sein und hebt gerade deshalb die Wichtigkeit dieses Buches sowie das tief-gehende Begreifen und Verinnerlichen seiner Inhalte besonders außerhalb aller nicht dieser Partei angehörenden radikalen politischen Kräfte und auch darüber hinaus hervor. Zur symbolhaften Nachvollziehbarkeit einer nationalrevolutionären Haltung von Stoizismus, welchen man auch mit „Deutscher Geduld/ deutscher Gelassenheit“, jedoch keinesfalls mit typisch bürgerlicher, verfetteter Bequemlichkeit gleichsetzen darf, endet die Besprechung von „Wie weiter?“ neben der eigens vom Rezipienten gewählten Antwort „(Vorerst) genau so!“ mit den Worten des Publizisten dieses Werkes selbst: 

Kapitel „Die Bewegung“ - Seite 203: „Würden sich die nationalrevolutionären Bewegungen ein Wappentier wählen müssen, so wäre es nicht, wie man vielleicht zunächst vermuten würde, ein Löwe oder ein Adler, sondern die Schildkröte. Langsam, aber stetig legt die Schildkröte Schritt für Schritt ihren Weg zurück. Kommt ein Feind, so zieht sie sich in ihren Panzer zurück und sitzt den Angriff aus - ohne jedoch dabei ihren bereits eingenommenen Platz zu verlassen, denn die Schildkröte kennt keine Flucht zurück, sondern harrt an ihrem eingenommenen Platz aus. Ist der Angriff vorbei, setzt sie ihren Weg weiter fort - Schritt für Schritt zum Ziel, zur nationalen Revolution.“ Das Fazit zu diesem symbolisch so wertvollen Absatz ist die abschließende Feststellung, dass „Wie weiter?“ das reale Potenzial in sich birgt, der Schildkröte sowohl geistige als auch politisch aktivistische Waffen der nationalen Revolution auf den harten, blanken Panzer zu lafettieren.