Abendspaziergang

alley-89197_1920.jpg

Autor: Adrian Segessenmann

Samstagabend kurz nach halb neun Uhr: Ich bin gerade an einer Lektüre. Kurz entschlossen, etwas frische Luft zu schnappen, ziehe ich mir eine Jacke, Mütze und Schuhe an. Mir ist jetzt schon klar, was mich bei diesem Abendspaziergang durch das Dorf erwarten wird, kein Mensch ist mehr draußen! Zugegeben: Es ist Mitte Oktober, also etwas frisch, um auf dem Balkon oder im Garten ein Bier zu trinken. Aber was ich erwarte, ist eingetroffen. Überall, wo Licht brennt, da brennt auch der Zeit-Verbrennungs-Ofen, auch Fernseher genannt. Ich bin kein Spanner, aber trotzdem nimmt es mich wunder, was sich die Leute so ansehen. Und wie kann es anders sein, irgendeine Idiotensendung für Menschen, die nicht wissen, wozu man den Samstagabend nutzen kann, oder König Fußball flimmert im Kasten. - Früher hieß es Brot und Spiele, heute Chips, Bier und Spiele. - 

Wenn schon der Zeit-Verbrennungs-Ofen laufen muß, warum sehen sich die Leute nicht eine Dokumentation über Tiere, die Natur oder über die Geschichte an?  Meinetwegen kann es auch ein historischer-traditioneller Film wie Braveheart, Alexander, Herr der Ringe, die Brücke von Arnheim oder eine Schnulze sein. Aber warum nur diesen Mist? Ja, ich weiß; „Du kannst nicht von anderen das gleiche erwarten wie von Dir…“ 

Der Zeit-Verbrennungs-Ofen als Gott

Klar, auch zu meiner Kinderzeit bzw. in den Jugendjahren lief der Flimmerkasten. Eines war aber bestimmt anders: Es war nie so viel Gülle durch das Güllenloch, auch Fernseher genannt, gelaufen wie heute. Und es gab auch nicht Tausende von Kanälen, die einem zumüllen.  

Sind die Menschen wirklich schon so abgestumpft und kalt, dass sie dies nicht einmal mehr merken bzw. begreifen was sie da eigentlich tun? Ich glaube schon! In diesem Augenblick kommt mir der Schriftsteller Joachim Fernau in den Sinn, der im Schlußwort von seinem Buch „Halleluja, die Geschichte der USA“ folgendes schrieb:

„1945 waren wir Wachs in ihren Händen, heute sind wir ihr williger Schatten geworden. Die Zivilisation, sagen sie, kann man nicht zurückschrauben. Nein? Nun, dann seht zu, wie ihr mit ihr fertig werdet, aber fragt mich nicht. Bin ich ein Quacksalber, den man befragt, wenn die Ärzte versagen? Habt nur Vertrauen, ihr Martinsgänse; vertraut den Blinden, sie führen euch gut!

Was sollen wir tun? Zu spät! Die Welt ist hypnotisiert, die Lemminge rennen auf das Ende zu, sie sind nicht aufzuhalten. Was wollen wir auch retten? Was denn? Was wollen wir bewahren? Unser Vaterland? Was ist das? Die Erde? Der Acker? Die Städte? Die Fabriken? Die Banken? Die Atommeiler? Die Supermärkte? Die Partei-Silos? Was ist des Deutschen Vaterland? Wo ist es hingekommen? Es war doch einmal da, wo ist es nur geblieben? Was war es denn?

Ach, meine verratenen Freunde, ich glaube, es war unsere Seele. Die ist es, die sie zerstört haben.“  

Wo ist die Menschlichkeit?

Bei dem Anblick all dieser Wohnungen stellt sich mir doch die Frage: Sind wir Patrioten noch die einzigen, die etwas Menschlichkeit bewahrt haben, obwohl uns das immer wieder abgesprochen wird? Ich denke schon.  

Egal. Ich gehe weiter und lasse meine Gedanken schweifen. Was tun eigentlich zum jetzigen Zeitpunkt die Patrioten bzw. Nationalisten in unserem Land? Lesen sie ein Buch, sind sie mit Kameraden zusammen, schreiben sie an einem Bericht oder Text, oder… läuft bei ihnen auch der Zeit-Verbrennungs-Ofen? Ich weiß es nicht. Eigentlich will ich es auch nicht wissen, es kann jeder tun und lassen, was er will. 

Zurück vom Spaziergang. Den Rest des Abends verbringe ich noch mit meiner Lektüre: „Ein Samurai aus Europa“, von Dominique Venner. Ein Mann, der einem immer wieder Kraft gibt, an die Sache zu glauben, immer weiter zu kämpfen, auch wenn alles verloren scheint. Und dies mit einer Naturgewalt der Weltanschauung. Ich schließe den Samstagabend mit einem Zitat von Dominique Venner:

„Leben heißt kämpfen gegen das, was mich verneint. Rebell zu sein heißt nicht, ganze Sammlungen von nonkonformen Büchern zu haben, von fantastischen Verschwörungen zu träumen oder vom Partisanenkrieg in den Karpaten. Rebell sein heißt, seine eigene Norm zu sein, aus Treue zu einer hohen Norm. Sich aufrechthalten vor dem Nichts. Darauf achten, nie von seiner Jugend zu genesen. Lieber sich die ganze Welt zum Feind machen, als zu Kreuze zu kriechen. Bei Rückschlägen nie die Frage nach der Zweckmäßigkeit des Kampfes stellen. Man handelt, weil es unwürdig wäre, sich geschlagen zu geben. Lieber kämpfend sterben als sich ergeben.“[1]

[1] Dominique Venner, Ein Samurai aus Europa, Thule Bibliothek, Kassel 2014, S. 33 f.