Nationalismus & Digitalisierung

Die Zukunft im Blick

Die Zukunft im Blick

Autor: Michael P.

Mit ihrer jüngsten Veröffentlichung „Nationalismus & Digitalisierung“ führt die Partei „Der III. Weg“ ihre Schriftenreihe für ein breiteres Publikum fort, die sie vor einiger Zeit mit „Rebellische Herzen“ eingeläutet hatte. Anders aber, als der letztgenannte Aktivistenroman, handelt es sich bei der vorliegenden Anthologie um eine Sammlung unterschiedlicher Sach-Aufsätze.

Diese drehen sich im Kern alle um die Frage, welche politischen, sozio-kulturellen und biologischen Antworten der Menschen im Angesicht von Moderne und Technik benötigt. Der Ansatz der nicht näher benannten Autoren – es handelt sich offensichtlich um verschiedene Personen – ist weniger davon geprägt, eine in jeder Einzelheit erschöpfende Abhandlung vorzulegen. Vielmehr geht es darum, die Debatte innerhalb der nationalistisch-deutschfreundlichen Weltanschauung anzustoßen und möglichst viele Gesichtspunkte zu streifen. Dafür hat man den Mut besessen, ein wichtiges aber eher unpopuläres Thema zu wählen. In unseren Kreisen beschäftigt man sich gerne mit aktuellen wie historischen Politikentwürfen, Geistesgeschichte, Zeitzeugnissen, Genetik und Vererbung, Philosophie oder den religiösen Wurzeln unseres Menschenschlages.

Die scheinbar trockene und freudlose Digitalisierung zählt wohl nicht so sehr zu den Kassenschlagern. Unverdient – wie uns diese Lektüre lehrt. Die Verfasser widmen dem Begriff der Arbeit großen Raum. Sie stellen heraus, dass sie darunter jede schöpferische und dem Gemeinwohl zuträgliche Tätigkeit fassen. Zugleich skizzieren sie ein realistisches Bild der gegenwärtigen und zukünftigen Arbeitswelt. Hier ist der Prozeß der Digitalisierung unumkehrbar, was bedeutet, daß zahlreiche Formen menschlicher Arbeit entbehrlich werden. Es gilt folglich eine Balance zu finden, in der die Profiteure dieser volltechnisierten Produktionsformen einen solidarischen Beitrag leisten – etwa in Form einer Robotersteuer – und in der zugleich eine Degenerierung des überflüssig gewordenen Arbeiters unterbleibt. Den Autoren schwebt dazu unter anderem vor, die Globalisierung teilweise rückabzuwickeln. In einem protektionistischen, homogenen und möglichst autarken Wirtschaftsraum Europa kann man zum einen ökonomische Angriffe von außen besser abwehren. Zum anderen schafft man Schutzzonen, in denen man vermeintliche überholte Arbeitsformen in Teilen bewahren will. Dazu erfordert es einen ganzheitlichen Gesellschaftsentwurf, der die Rolle des Individuums innerhalb der Gemeinschaft ebenso klärt, wie kollektive Wertvorstellungen und die Bereitschaft zu einem begrenzten technologischen Rückschritt. Es ist die klare Abkehr davon, daß alles was machbar ist, auch gemacht werden sollte.

Ein Blick nach Japan zeigt schmerzhaft, wie sehr diese These zutrifft: Zweifelsfrei eines der hochtechnisiertesten Länder im Weltenrund, ist Japan von einer stolzen, eigenständigen und jahrtausendealten Kriegernation zu einer entmenschlichten und bis zur Unkenntlichkeit degenerierten Ansammlung von an Leib und Seele kranken Kreaturen verkommen. Und das wohlgemerkt ohne die Segnungen der Masseneinwanderung. Projizieren wir den fernöstlichen Technikstandard auf unsere eigene siechende Heimat, verheißt dies eine rabenschwarze Zukunft. Das Autorenkollektiv zeichnet sich dadurch aus, daß es in Anbetracht dieser Perspektive nicht ins Weltfremde verfällt und sich weiter intensiv mit der – a priori wertfreien – Technik auseinandersetzt. Gerade die Vernetzung durch das Internet öffnet dem politischen Aktivisten auch viele Türen. Natürlich ist die Hegemonie der großen Technik-Konglomerate Facebook, Google oder Apple, die ihre Zensurmacht immer schamloser mißbrauchen, äußerst bedrohlich. Gleichwohl gelingt es den Freidenkenden immer wieder auf neue Plattformen und Netzwerke wie Telegram oder Threema auszuweichen. Die Widerstandsbewegung gegen das Corona-Regime wäre ohne die zahlreichen wegweisenden Telegram-Kanäle 2020 nicht ansatzweise so wirksam gewesen. So zeigt sich – ein zeitgemäßer Nationalismus, darf sich vor der Digitalisierung nicht verschließen. Er soll sie kritisch betrachten, darf ihr keinesfalls blind verfallen und muß sie doch zugleich für seine Zwecke zu nutzen wissen. „Nationalismus & Digitalisierung“ ist der Aufschlag zu einer wichtigen Debatte. Die Verantwortlichen des III. Weges dürfen für sich in Anspruch nehmen, daß sie innerhalb unseres Lagers einen sehr notwendigen Impuls gesetzt haben.

Ja – das Buch ist nicht in jeder Facette rund. So wäre eine durchgehende Zitation bzw. einheitliche Kennzeichnung von Quellen wünschenswert gewesen. Und gerade die eugenischen Gedankenspiele im letzten Kapitel mögen aller Ehren wert sein, aber aufgrund des damit betretenen extrem dünnen Eises, ist es der Aussagekraft und Anschlußfähigkeit der Schrift wohl eher abträglich. Davon unbenommen ist „Nationalismus & Digitalisierung“ eine klare Kauf- und Leseempfehlung für den aufgeschlossenen Mitstreiter. Ein vergleichbarer Erfolg wie bei „Rebellische Herzen“ sei den Machern gewünscht.