Ich bin ein Stern – lasst mich hier raus

Sterne gibt es, wie Sand am Meer

Autor: Michael P.

Kaum hat Twitter-Deutschland die Causa Sarah Lee Heinrich überstanden, bricht die nächste sprichwörtliche Wutz durchs mediale Unterholz. Wobei ich mich vorsichtshalber lieber gleich präventiv für die metaphorische Anleihe bei einem unkoscheren Tieres entschuldigen möchte – das könnte nachher als antisemitisch ausgelegt werden. Geht ja schnell dieser Tage. Die Rede ist natürlich von Gil Ofarim, dem berufsjugendlichen Kurt-Cobain-Verschnitt, den man in einem Leipziger Hotel infam diskriminierte. Es hatte wohl mit einem Davidstern-Kettenanhänger zu tun, den Ofarim irgendwie so unter dem T-Shirt trug, dass jemand, der in der Schlange hinter ihm stand, ihn daraufhin verbal attackierte. Oder so ähnlich. Die näheren Tatumstände bleiben etwas nebulös. Ich erspare es mir, weitere Details hier wiederzukäuen, der Fall dürfte hinlänglich bekannt sein. Ein Schuss aufs leere Tor für intelligente Satire von rechts. Besonders gelungen ist der Beitrag des deutschfreundlichen und systemkritischen Medienprojektes Honigwabe. Auf humoristischer Ebene ist der Aufarbeitung folglich nicht viel hinzuzufügen.

Warum dann dennoch dieser Text? Ich möchte einen Aspekt beleuchten, der mir in der Debatte bislang zu kurz kommt. Nämlich die Tatsache, dass es für den zentralen Antisemitismus-Vorwurf faktisch überhaupt keine Rolle spielt, was sich tatsächlich genau zugetragen hat. Das scheinen die „kritischen“ Mainstream-Journalisten sowie Gut-Bürger, die im ersten Reflex pflichtschuldig und solidarisch Zeter und Mordio oder „nie wieder“ geschrien haben und jetzt redaktionell etwas herumräuspern, ernsthaft nicht zu verstehen. Das wiederum möchte Gil Ofarim nicht einleuchten, der selbstverständlich bereitwillig weiter Interviews gibt und nicht die geringste Veranlassung sieht, sich zu möglichen Widersprüchen in seinen Darstellungen selbstkritisch zu äußern. Natürlich muss er das nicht. Antisemitismus ist doch nichts profan Gegenständliches, welches sich irgendwie messen, beweisen oder widerlegen ließe. Antisemitismus ist ein zutiefst religiöses Konzept. Ein in der DNA der Bundesrepublik verankertes Sakrament, welches sich einer irdischen Annäherung entzieht – zumal von Angehörigen des Tätervolkes. Wenn Gil Ofarim sich antisemitisch diskriminiert fühlt, dann hat das kein Schreiberling zu hinterfragen. Völlig egal, was irgendwelche Überwachungskameras zeigen. Absolut einerlei, ob und was da jemand gesagt hat. Der entscheidende Punkt ist: Gil Ofarim hätte diskriminiert werden können! Es könnte jederzeit wieder passieren! Überall – auf der Straße, in der U-Bahn, beim Bäcker. Die schiere abstrakte Möglichkeit eines antisemitischen Vorfalls legitimiert den unanfechtbaren Opferstatus von Gil Ofarim. Wer das verkennt oder schlicht nicht kapiert, der hat nicht durchdrungen, welcher Arithmetik die Opferhierarchie hierzulande unterliegt. Zur Verdeutlichung nehmen wir mal kurz an, ein afghanischer Auswanderer belästigt ein elfjähriges, deutsches Mädchen in einem Zug – nur mal so rein theoretisch. So eine Meldung würde selbstverständlich die Relevanzschwelle für überregionale Aufmerksamkeit nicht überschreiten. Ein reales Sexualdelikt zum Nachteil einer minderjährigen Autochtonen, ein Beschuldigter mit Fluchthintergrund. Man ahnt es schon – ganz weit unten in der Opferhierarchie.

Jede Aufregung über die Davidstern-Affäre aus der Mitte unserer Gesellschaft ist verlogen. Ihr, denen das Schicksal geschändeter deutscher Frauen egal ist. Ihr, die ihr bei migrantischen Amokläufen euch vorrangig um eine Instrumentalisierung von der falschen Seite sorgt. Ihr und Euer buchstäblich grenzenloses Verständnis und Mitgefühl für fremdstämmige Verbrecher. Ihr manifestiert das beschriebene himmelschreiende Ungleichgewicht. Schweigt besser. Beklagt Euch nicht. Und tut Buße bei Gil Ofarim. Hofiert ihn weiter in endlosen TV-Formaten. Hängt an seinen Lippen, wenn er Euch seine Diskriminierungs-Traumata diktiert.

Nichts anderes ist Euer selbstgewähltes Schicksal – Ihr Heuchler!