„Selber höre ich so gut wie keinen Rechtsrock“

 
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Für das Buch „Frei.Wild: Südtirols konservative Antifaschisten“ führte der Journalist Klaus Farin mit mir eine ausführliche Befragung durch. In der Druckversion des Buches wurden einige Kürzungen vorgenommen. Die komplette Befragung findest Du hier, bzw. auf dem bald erscheinenden e-Buch.

Zur Person: Frank Kraemer, Jahrgang 1977, geboren in Köln, verheiratet und Vater einer Tochter. Ich bin gelernter Zerspanungsmechaniker, habe später zum Mediengestalter ungeschult und bin nun wieder in einem technischen Beruf tätig. Mein musikalisches Betätigungsfeld umfasst zum einen die Band Stahlgewitter, mit der ich meiner politischen Seite eine Plattform gebe, sowie meine Band Halgadom, welche als Ventil für meine heidnisch-philosophische Weltanschauung dient.

            Zur Band: Stahlgewitter wurde 1996 von Gigi und mir ins Leben gerufen. Diskografie:

  • 1996: „Das eiserne Gebet“, Freie Meinung Göttingen, am 31. Dezember 1999 indiziert (BAnz. Nr. 248);

  • 1998: „Germania“, Eigenproduktion, am 30. Juni 1999 indiziert (BAnz. Nr. 118);

  • 2001: „Amalek“ (Split mit Landser und Hauptkampflinie), W & B Records, am 28. März 2002 indiziert (BAnz. Nr. 61);

  • 2002: „Politischer Soldat“, PC Records, am 31. Oktober 2002 indiziert (BAnz. Nr. 204);

  • 2003: „Germania über alles“, PC Records. Enthält unbeanstandete Titel des Albums „Germania“ + Bonusmaterial. Am 30. September 2004 indiziert (BAnz. Nr. 185);

  • 2006: „Auftrag Deutsches Reich“, PC Records. Enthält neben neuen Titeln Neuaufnahmen der unbeanstandeten Titel vom Album „Das eiserne Gebet“, am 28. Dezember 2007 indiziert (BAnz. Nr. 241);

  • 2008: „Politischer Soldat – Neuauflage“, PC Records. Enthält das Album „Politischer Soldat“ ohne das Lied „Zurück zu unseren Traditionen“, dafür aber mit zwei Neuaufnahmen („Einen Tag regieren“ und „Das eiserne Gebet“) von der CD „Das eiserne Gebet“, indiziert Liste A. (ab 18 Jahre + Werbeverbot und Versand nur über Einschreiben-Eigenhändig an den Endverbraucher)

  • 2013: „Das Hohelied der Herkunft“, PC Records;

  • 2013: „Stählerne Romantik“ – MCD, PC Records, am 31. Juli 2014 indiziert.

 

Was sind deine eigenen musikalischen Wurzeln?

Meine Wurzeln sind im Rock- und Metal-Bereich anzusiedeln. Seit meiner Jugendzeit höre ich mehr die härteren Gitarrenklänge. Auch alte rockige Bon-Jovi-Scheiben gefallen mir heute immer noch. Eine reine Black-Metal-Phase habe ich ebenfalls durchlebt, sowie später Gothik, Neofolk und Electro.

Gibt es Bands, die dich ‚geprägt‘ und maßgeblich beeinflusst haben?

Unterbewusst geprägt haben mich sicherlich Bands wie RammsteinEmperorSlayerIron MaidenBolt Thrower oder King Diamond/Mercyful Fate, später dann natürlich die Böhsen Onkelz. Eben die Bands, mit denen ich groß geworden bin. Direkt in meinem musikalischen Schaffen spiegelt sich das jedoch weniger wider. Da lege ich Wert auf Eigenständigkeit.

Ist Musik die „Einstiegsdroge Nummer Eins“ in die rechtsextreme Szene, wie der Verfassungsschutz nicht müde wird zu behaupten? 

Pauschal betrachtet würde ich das verneinen, da die Qualität der Bands im patriotischen Sektor stark variiert. Es gibt Krakenbands zum Fremdschämen, die unserer Bewegung wohl mehr schaden als nützen. Nicht selten steckt da der Verfassungsschutz hinter, wie z. B. bei der Band White Aryan Rebels, auf die dann medienwirksam hingewiesen wird und die ihren Schockeffekt im Bewusstsein der Menschen nicht verfehlt. So z. B. deren Lied, in dem Mo Asumang bedroht wird. Es wird eine Bedrohung konstruiert, um die extremen Maßnahmen gegen Nationalisten zu rechtfertigen. Fairerweise muss ich jedoch auch sagen, dass es tatsächlich Bands gibt, wo sich selbst mir die Fußnägel hoch stellen. Sei es textlich und/oder musikalisch. Die konnten und können sich jedoch im Nationalen Widerstand nicht durchsetzen. Zum Glück hat sich in den letzten Jahren in dieser Hinsicht viel getan und immer mehr Bands aus dem nationalen Spektrum beherrschen ihre Instrumente.

Dass der Verfassungsschutz hinter Bands eurer Szene steht, ist das eine Vermutung oder lässt sich das konkret belegen?

Dass die Band White Aryan Rebels vom Verfassungsschutz mit initiiert wurde, ist hinlänglich bekannt. Die Aktivitäten des V-Mannes Mirko Hesse mit seinem Label Hate Records ebenso. Der Klartext Versand wurde alleine vom V-Mann Thomas Richter betrieben, auch bekannt als V-Mann Pirelli im Prozess um den so genannten „Nationalsozialistischen Untergrund“ NSU. Thomas Richter starb vor geraumer Zeit ganz plötzlich an einer Diabetes, die vorher irgendwie niemandem aufgefallen ist. Zufälle gibt es …

Um auf die Frage zurück zu kommen, würde ich sagen, dass gut gemachte Musik mit intelligenten Texten die Bereitschaft fördert, dass sich Jugendliche mit nationalen Positionen auseinander setzen. Schließlich dient Musik als Medium ja durchaus als Werkzeug, Werte und Botschaften zu vermitteln, die sich das herrschende System zunutze macht. Gerade jetzt, wo das Thema Flüchtlinge wieder aktuell ist, wird verstärkt im Radio Musik von Schwarzen gespielt, um eine Art von Toleranz für diese Menschen zu schaffen. Der Mainstream lenkt und prägt ganz unzweifelhaft die zeitgenössische Generation auch über Musik. Dass so genannter Rechtsrock jedoch diese Macht besitzen soll, halte ich für übertrieben. Dafür müsste er erst mal massentauglicher werden. Das Aufbauschen des Verfassungsschutzes muss sein, um eine Bedrohung zu konstruieren. Wäre diese Gruppierung um das Wohl der Jugend wirklich besorgt, wären Musikrichtungen wie Rap und HipHop im Visier, die offen Gewalt, Drogen und Vergewaltigung propagieren.

Warum bist du selbst in der rechten Szene gelandet?

Mit dem Begriff Szene kann ich ehrlich gesagt wenig anfangen bzw. empfinde diesen nicht der Sache gerecht werdend. Ich habe eine gewisse Erkenntnis auf die Sicht der Dinge erhalten, aus der eine Weltanschauung gewachsen ist. Diese resultiert aus Erfahrungen, Erlebnissen und den Schlüssen, die ich daraus gezogen habe. Eine davon ist, dass das herrschende politische System die selbstverursachten Probleme nicht beseitigen kann, da es sich damit selbst hinterfragen müsste. Der Fehler steckt hier also nicht im Detail, sondern im System, welches ein konfuses Menschenbild vertritt, gerne von mir auch als egalitäre Barbarei bezeichnet. Für mich besitzt das völkische Denken die einzige Weltanschauung, die den Menschen mit all seinen Unterschieden wie Rasse und Geschlecht akzeptiert und nicht in eine Einheitsform presst, wie es der staatlich propagierte widernatürliche „Gender Mainstream“ versucht. Das Fundament bildet eine natürliche Ordnung. Bei uns dürfen Frauen noch Frauen und Männer noch Männer sein. Ich bin jemand, der viel und oft reflektiert, beobachtet und seine eigene Weltanschauung auf die Probe stellt und hinterfragt. Dabei muss ich sagen, dass ich ständig bestätigt werde mit dem, was ich denke oder glaube zu wissen. Somit war es ein ständiger Prozess, der die Frage aufwirft, ob ich überhaupt jemals anders war als das, was ich heute bin.

Tönt gut, aber so intellektuell läuft das ja in der Regel nicht ab. Wichtig sind sicher konkrete Erlebnisse, die einen ‚prägen‘ oder zumindest in eine Richtung führen, und vor allem Menschen, die einen beeinflussen: Großeltern, Eltern, Gleichaltrige. Wer war für dich in dieser Hinsicht bedeutend?

Dass das in der Regel so abläuft, habe ich auch nicht behauptet. Ich spreche hier nur für mich. Von meinen Großeltern hatte ich nur noch meine Großmutter mütterlicherseits. Beide Großväter sind gestorben, als ich noch sehr jung war, meine Oma väterlicherseits habe ich gar nicht gekannt. Politisch geprägt hat mich meine Großmutter gar nicht. Über den Zweiten Weltkrieg hat sie gar nicht gesprochen, außer dass sie nie zu BDM-Treffen gegangen ist, da sie zu Hause auf dem Hof helfen musste. Natürlich waren ab und an die üblichen Kommentare wie „ein bisschen Hitler wäre nicht schlecht“ zu vernehmen. Das bezog sich dann aber mehr auf ungestüme Jugendliche, als dass es mit der NS-Ideologie zu tun hätte.

Meine Mutter hat immer nur das Gute im Menschen gesehen und war natürlich um mich besorgt. Meinen Vater würde ich als konservativ bezeichnen. Als ich ihn jedoch einmal auf ein FAP-Gautreffen mitgenommen habe, war er wohl mehr schockiert als von der Sache her angetan. Es war denn wohl eher mein Freundes- und Kameradenkreis, durch den ich mich gefestigt bzw. in dem ich mich wiedergefunden habe. Generell denke ich, dass wir erst wie unsere Eltern werden, wenn wir selbst das entsprechende Alter erreicht haben.

 

Wie haben deine Eltern reagiert, als sie mitbekamen, in welche Richtung sich ihr Sohn entwickelte?

Die waren alles andere als begeistert. Wenn man seinen Kindern aber etwas ohne weitreichende Begründung verbietet, erreicht man bekanntlich das Gegenteil. Auf lange Sicht konnte ich mich jedoch durchsetzen.

Was war dein erster Kontakt? Hast du Leute aus der Szene kennen gelernt? Bist du selbst aktiv an sie herangetreten? 

Mit Gleichaltrigen konnte ich bis auf wenige Ausnahmen wenig anfangen, weswegen ich mit dem Freundeskreis meines älteren Bruders viel Zeit verbracht hatte. Dieser war durch Probleme mit Migranten auf der Schule ‚rechts‘ vorgeprägt, weswegen dort für mich die Chemie stimmte. Dazu kam, dass meine politische Einstellung zu einem gewissen Grad an Isolation geführt hat, was ich jedoch gerne in Kauf genommen habe. Ich war noch nie ein Modemensch oder habe mich für Popstars oder Ähnliches interessiert, weswegen die Gesprächsthemen mit meinen Klassenkameraden eher begrenzt waren. Das oberflächliche Gesäusel der meisten meiner Altersgenossen war für mich belanglos und ohne jeglichen Reiz.

Unsere Aktivitäten beschränkten sich zu der Zeit noch eher auf Umtrünke am Wochenende und nationale Musik hören. Einmal waren wir dann im Dorf bei einer Fete eines Bekannten, der mit Politik eigentlich wenig zu tun hatte. Er hatte zwar ebenfalls immer Ärger mit den lieben Kulturbereichern, für eine nationale Einstellung fehlte ihm jedoch die Konsequenz in seinem Denken. Da er wusste, wie wir dachten, meinte er, er kenne noch andere national Gesinnte. Diese würden in der Nähe freitags immer einen Kameradschaftsabend abhalten. Und da Freitag war, sind wir mit einer Wagenladung hingefahren. Das war dann mein erster Kameradschaftsabend bei der FAP [Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei, 1995 nach Vereinsrecht verboten; siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Freiheitliche_Deutsche_Arbeiterpartei]. Die Leute dort waren mir auf Anhieb sympathisch, weswegen ich von diesem Freitagabend an jeden Kameradschaftsabend dort besucht habe.

War es nur eine informelle, unstrukturierte ‚rechte‘ Clique oder gleich organisierter?

Anfangs, ich war ungefähr 13 Jahre alt, war alles eher cliquenhaft. Mit 15 Jahren kam dann der Kontakt zur FAP, und ab da an war es organisiert. Man fuhr auf Demos, Zeltlager, Vorträge oder verteilte Flugblätter. Man konnte seine Energie zielgerichteter einsetzen.

Wenn du erst 1993 bei der FAP eingestiegen bist, hast du ja Michael Kühnen knapp verpasst …

Das mag sein. Die Person hat mich jedoch nie sonderlich interessiert. Nach seinem Tode wurde ein regelrechter Kult um ihn veranstaltet. Zumindest im Kreise seiner Anhänger. An ihm schieden sich wohl die Geister. Seine Homosexualität ist den meisten sauer aufgestiegen. Entweder man liebte ihn oder man hasste ihn. Ähnlich wie bei Manowar.

Was hat dich damals – gleich am Anfang – so an der rechten Szene fasziniert?

Man schwang auf derselben Wellenlänge. Die eigenen Erkenntnisse wurden größtenteils geteilt oder auch im Detail kontrovers diskutiert. Es war eine homogene Gruppe, in der man nicht ständig aufpassen musste, was man sagte, oder darauf achten, ob sich jemand über gewisse Reizwörter pikierte. Man war frei unter Gleichen. Es gab Zusammenhalt, den man in der BRD-Gesellschaft nicht fand, da sich dort alles irgendwie atomisierte.

Hat Musik dabei damals für dich eine Rolle gespielt?

Als Identifikationsmedium auf alle Fälle. Schließlich spiegelten sich die Alltagsprobleme und Konflikte, die unweigerlich auftauchten, nachdem man sich zum ‚Rechtssein‘ bekannt hat, in den Texten wider. Der eigentliche Auslöser für dieses Bekenntnis war dabei keineswegs die Musik. Es waren für mich als Jugendlicher mehr die Konflikte in der Schule. Nach zwei Jahren wechselte ich vom Gymnasium auf die Realschule, die im selben Gebäude wie die Hauptschule untergebracht war. Die Gewalt auf unserer Schule ging so gut wie immer von Türken und Arabern aus, die hauptsächlich auf die Hauptschule gingen. Von den Lehrern hatten die Migranten eine Art Freifahrtschein zum Pöbeln. Oft sahen Lehrer einfach weg, wenn eine Gruppe von Migranten auf einzelne Deutsche losging. Andererseits erinnere ich mich noch an eine Schnipselaktion der Nationalistischen Front [1992 als verfassungswidrige Partei verboten; siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalistische_Front], die gleich eine ganze Schulkonferenz ausgelöst hat. Papierschnipsel wurden also als bedrohlicher empfunden als tätliche Ausländergewalt, was ich als sehr bedenklich empfand. Im Grunde auch eine Art von Rassismus, nur eben gegen Deutsche. Aus diesem Grunde kam von uns Deutschen nur selten Gegenwehr. Im Grunde so wie heute, nur noch nicht so extrem. Ebenso hatten Lehrer und Schüler Angst davor, in die rechte Ecke gestellt zu werden. Mir war das natürlich egal, weswegen ich aus Protest auch einen recht provokativen Kleidungsstil gepflegt hatte, der mit noch mehr Schikane belohnt wurde. Ein akkurat gezogener Scheitel, das entsprechende Schuhwerk und Bomberjacke kommen mir aus heutiger Sicht zwar etwas prollig vor, damals empfand ich es jedoch als notwendig, um Stellung zu beziehen. Natürlich hat auch der äußerst einseitige und aggressive Schuldkult vor allem im Geschichtsunterricht dazu beigetragen, eine gewisse Protesthaltung anzunehmen. Zeiten ändern sich, und zufällig ist die Enkelin meiner Nachbarin auf derselben Schule. Heute ist zwei- bis dreimal die Woche die Polizei vor Ort, um Messerstechereien und Ähnliches zu schlichten. Die Gewalt geht immer noch von denselben aus, nur schlimmer. All das ist aber gewollt. Wäre es das nicht, würde die Politik daran etwas ändern.

Was war dein ‚erstes‘ Lied aus der Szene? Und was hat dich damals daran so begeistert?

Für mich war damals das Lied „Lass Dich nicht unterkriegen“ von Endstufe ein Stück, das ich oft und gerne gehört habe. Ich war zwar nie Skinhead, und meist waren die mir zu undiszipliniert. Dennoch konnte ich mich in diesem Stück auf vielfältige Weise wiederfinden.

Was bezweckt die NPD eigentlich, wenn sie „Schulhof-CDs“ verteilt? Geht es wirklich um die Inhalte und Agitationskraft der Songs? Ihr wart ja selbst 2004 auf der ersten Schulhof-CD „Anpassung ist Feigheit“ vertreten.

Ich denke, dass es darum geht, den Jugendlichen eine Alternative zum oberflächlichen Mainstream anzubieten. Ich denke aber auch, dass das mit einer zu stark subkulturell geprägten Musik nicht funktionieren wird. Die Masse lechzt nach Pop-Musik, also Populärmusik. Man wird damit immer nur einzelne Personen erreichen. Das ist aber immer noch besser als nichts.

Ist das nicht kontraproduktiv, wenn sie dies vorab medienwirksam ankündigt und damit die Verteilung zum Teil schon wieder selbst fast unmöglich macht? Oder was ist der Sinn davon?

Den Sinn dahinter kann ich dir nicht sagen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die NPD auf diese Art und Weise den Schulapparat vorführen möchte. Es ist ja auch lächerlich, dass Schulen an einem bestimmten Tag geschlossen werden, nur damit die Schüler eine Musik-CD nicht bekommen.

Kaum zu glauben: Gab es das wirklich?

In der Deutschen Stimme [NPD-Monatszeitung] gab es diesbezüglich einen Artikel. In dem wurde eine Schule erwähnt, die an dem besagten Tag extra einen Schulausflug veranstaltet hatte. Es gibt eben nichts, was es nicht gibt. Das Verhalten der demokratischen Politsekten gegenüber der NPD ist teilweise doch sehr fragwürdig. Dem NPD-Abgeordneten Peter Richter (Saarbrücken) durften die anderen Abgeordneten nicht mal die Hand geben oder im selben Fahrstuhl fahren. Der FDP-Abgeordneter Stefan Krämer aus dem Saarland hatte mit dem NPD-Abgeordneten Frank Franz in eine Runde Monopoly gespielt. Als Resultat dieser ‚Affäre‘ trat er vom Vorsitz der beiden Landesarbeitsgemeinschaften Arbeit und Finanzen der FDP Saar zurück [siehe www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.saarland-eine-national-liberale-spielgemeinschaft.c01140c2-a4ef-4b45-b3bd-c4a19f6006da.html sowie www.taz.de/!75549/]. Dieses unreife Verhalten im Kleinen spiegelt sich in der großen Politik ebenso wider, wie wir gerade bei dem Umgang mit der Pegida-Bewegung feststellen dürfen.

 

Ich habe bei meinen Recherchen niemals eine Bestätigung dafür gefunden, dass dort, wo die NPD oder auch eine Kameradschaft sehr aktiv Rechtsrock-Angebote gemacht haben, wirklich die ‚Mitgliederzahlen‘ oder Gruppenstärken nennenswert gestiegen sind. Ist Rechtsrock als Rekrutierungsinstrument eigentlich geeignet?

Denke ich nicht. Dafür ist es zu subkulturspezifisch. Man bräuchte da schon Musiker wie Grönemeyer oder gewisse Popsternchen mit nationalistischem Kontext, um mit Musik große Massen zu bewegen. Aktuell wird ja wieder gegen Pegida in Dresden mobil gemacht, wo Erstgenannter auf einer Veranstaltung auftreten wird. Unter den dümmlich platten Parolen wie „Offen und bunt – Dresden für alle“ zieht der bundesdeutsche Ignorant gegen die eigenen Interessen durch die Straßen. Die Quittung wird er dafür noch bekommen, sobald westdeutsche Verhältnisse Einzug gehalten haben.

jugendschutz.net und ähnliche Berufsbesorgte halten ja das dummerweise nicht zu kontrollierende und zu zensierende www. für eine große Propagandaplattform für alles Böse von Pädophilen bis zur NPD. Welche Bedeutung haben online-Plattformen wie YouTube, soziale online-Netzwerke wie Facebook etc. für die Verbreitung ‚rechter‘ Musik?

Eine sehr große, da hier eben die Zensur nicht greift. Bevor etwas verboten werden kann, ist es schon tausendfach kopiert. Ich bin im Grunde gegen jegliche Zensur von Meinungen. Von mir aus darf jeder sagen, was er will, nur eben nicht alles tun. Und schon gar nicht, wenn Kinder darunter leiden. Ich fände es schön, wenn Kinderschänder und Vergewaltiger hingerichtet werden und Menschen wie Horst Mahler, die wegen Meinungsäußerungen 12 Jahre im Knast sitzen, endlich wieder frei kommen würden. Es ist bezeichnend für die moralische Verkommenheit dieses Systems, dass Verbrecher, die Leben zerstören, in der Regel eine lächerliche Haftstrafe oder nur Bewährungsstrafe erwartet, während so genannte politisch unkorrekte Meinungsäußerungen hart bestraft werden. Ich habe auch nichts gegen mehr Polizei auf der Straße. Zumindest, wenn sie sich um Randalierer, Rauschgifthändler oder Schmierer kümmert und nicht Menschen auf Grund ihrer Ansichten gängelt.

Kann ‚Rechtsrock‘ Menschen – junge oder alte – für die rechte Szene oder gar die NPD ‚anwerben‘, die gar nicht eurer Meinung sind? Und funktioniert das ohne face-to-face-Kontakte vor Ort?

Gut gemachte Musik kann sicherlich den geneigten Hörer dazu bringen, sich gewissen Dingen zu öffnen. Aber einen unpolitischen oder ‚linken‘ Menschen zum Nationalismus zu bekehren, halte ich für Unsinn. Selbst von Angesicht zu Angesicht ist so etwas schwer, da man ja mit Menschen in Kontakt tritt, die durch Propaganda oder Erfahrungen vorgeprägt sind. Ich habe in meinem Leben schon viele Diskussionen geführt. Manche waren fruchtbar, andere weniger. Meine Erfahrung ist die, dass selbst solche Gespräche nicht lange anhalten, da die Dauerberieselung durch den Staatsfunk die Menschen immer wieder umpolt. Daher ist es dem BRD-Regime ja so wichtig, dass selbst jeder Hartz-4-Empfänger seinen TV-Anschluss hat.

Eine Befürchtung ist ja immer: Rechtsextreme sind überall im Netz unterwegs, bringen ihre Inhalte ein, ohne dass die User merken, wes Geistes Kind sie sind. Also quasi Rassismus/Rechtsextremismus als trojanischer Reiter. Funktioniert so was?

Das Nützliche am Rassismus ist, jeder kann beschuldigt werden. Selbst du. Die wohlbekannte Rassismus-Keule funktioniert leider immer besser und dient als Druckmittel in jeder Lebenslage. Quasi das Pendant zum Hexenvorwurf im Mittelalter.

Ich habe aber eine andere Vorstellung unter dem Begriff Rassismus als du. Für mich ist Rassismus das Anerkennen, dass es so etwas wie Rassen überhaupt gibt, was erst mal wertfrei ist. Schon mit dieser banalen Feststellung von Tatsachen fällst du bei vielen Menschen durch das Raster. Wenn ich jetzt noch feststelle, dass unterschiedliche Rassen unterschiedliche Eigenschaften haben, was ja nachweisbar ist bzw. jeder weiß, der schon mal im Ausland im Urlaub war, dann ist der Ofen ganz aus. Das ist dann der konditionierte Beißreflex. Für mich ist das unverständlich, denn wer würde die Existenz von unterschiedlichen Hunderassen leugnen oder dass ein Schäferhund andere Eigenschaften hat als ein Pudel. Wie soll ich so etwas durch die Blume ganz ‚trojanisch‘ aussprechen, ohne gleich als Rassist gebrandmarkt zu werden? Es geht nicht. Hier steckt natürlich die Angst der BRD-Ideologen, dass sich bestimmte Erkenntnisse durchsetzen könnten, die nicht in deren eindimensionales Weltbild passen, in dem alle Menschen gleich und somit austauschbar sind. Es geht nicht darum, die Menschen vor Rassismus und Rechtsextremismus zu bewahren, sondern um das Unterbinden von non-konformen Meinungen und Gedankengängen. Begriffe wie Rassismus und Rechtsextremismus werden nur benutzt, weil sie den höchsten Schockeffekt erzielen und negativ besetzt sind. Im Grunde geht es nur um Kontrolle.

Waren die Zillertaler Türkenjäger nicht so ein erster Versuch, subversiv über bösen Humor die Szene-Grenzen zu sprengen und mehr Menschen mit rassistischen Inhalten zu erreichen?

Da muss ich dir Recht gaben. Aber eben weil es keine szenetypische Musik war, sondern etwas aus dem allgemeinen Kulturgut, also Schlager und Volksmusik, haben sich die Zillertaler Türkenjäger so rasant verbreitet und für gute Stimmung gesorgt. Der Punkt geht eindeutig an die Macher hinter dem Projekt.

Ein Großteil der Rechtsrock-Produktionen made in Germany ist allerdings grottenschlecht und kaum geeignet, Menschen zu begeistern, die nicht sowieso schon der gleichen Meinung sind. Selbst Szene-Angehörige sind oft peinlich berührt, wenn ich sie frage, wie sie denn diese oder jene neue Scheibe der Band X finden. 

Bis zu einem bestimmten Punkt muss ich dir auch hier Recht geben. Angefangen hat es damals, als Torsten Lemmer mit seinem Label Funny Sounds jeder Krakenkombo einen Plattenvertrag gegeben hat, um auf irgendeine Weise Geld zu scheffeln. Bedauerlicherweise hat es sich irgendwie rentiert. Die ersten Bands wie z. B. Störkrafthatten noch was zu bieten. Was dann eine ganze Zeit lang auf die Menschheit los gelassen wurde, war in der Tat sehr peinlich. Manche Bands waren aber so platt, dass sie dadurch wieder zum Kult wurden, so z. B. Stuka. Heute noch, wenn ich alte Kameraden treffe, werden deren Lieder mit einem Grinsen angestimmt. In den letzten Jahren gibt es jedoch eine spürbare Steigerung der musikalischen Qualität. Vor allem, was in Richtung Hardcore geht, so z. B. Bands wie Moshpit oder Brainwash. Ist zwar nicht mein Geschmack, kommt aber sauber produziert daher und hat fast Mainstream-Qualität. Und vielen scheint es zu gefallen.

Hörst du selbst eigentlich überwiegend Rechtsrock?

Selber höre ich so gut wie keinen Rechtsrock. Als damals die Schwämme an schlechten Bands einsetzte, habe ich mich wieder auf Metal konzentriert. Für mich muss nicht nur die Botschaft stimmen, sondern eben auch die ‚Verpackung‘. Natürlich habe ich noch meine alten Alben von Landser und Skrewdriver im Schrank. Ab und an bekomme ich von Freunden einen Tipp, hier und da mal rein zu hören. Gerade die neuen Sachen sind spieltechnisch wirklich gut.

Welche 10 Bands stehen in deinen persönlichen Top 10 der besten Rechtsrock-Bands aller Zeiten?

Von den alten Sachen ganz klar StörkraftLandser und Skrewdriver. Das waren Kultsachen aus der Anfangszeit. Von den neueren Sachen gefallen mir Übermensch und Moshpit. Waren zwar keine 10, aber mehr fallen mir spontan nicht ein.

 

Und welche 10 Bands würden sich in deinen persönlichen Top 10 der schlechtesten Rechtsrock-Bands aller Zeiten finden?

Die Namen der damaligen Krakenbands hat mein Bewusstsein irgendwie verdrängt …

Was hältst du von Genre-Experimenten wie Dee Ex, King Bock, MaKss DamageSZU oder das n’Socialist Soundsystem im HipHop oder DJ Whipo [White Power], ADR [Aryan Dance Resistance] oder DJ Adolf im Electro-Bereich?

Du bist da wahrscheinlich mehr auf dem Laufenden als ich. Die Electro-Sachen kannte ich bis gerade noch gar nicht. Von MaKssDamageDee Ex und n’Socialist Soundsystem kenne ich einige Stücke, die mir sogar gefallen. Über Musik lässt sich bekanntlich streiten.

Wird das wirklich in der rechten Szene gehört? Immerhin sind das Genres, die schon von ihrer multikulturellen Herkunft her all das repräsentieren, was ihr eigentlich hasst?

Mittlerweile sind die Leute da offener geworden. Obwohl ein Old School Skin an nationalistischem HipHop keine Freude haben wird. Gerade HipHop ist bei der heutigen Jugend sehr verbreitet. Somit ist es eine logische Konsequenz, dass sich die jüngere Generation diesen Musikstil als Sprachrohr ihres Protestes wählt. Bei meiner Generation war es eben mehr die rockige Schiene. Es gibt sogar Punk (Punks not red!) mit nationalen Texten. Ist zwar auch nicht meins, aber wem es gefällt. So lange die transportierten Inhalte in Ordnung sind und keine Vergewaltigungen, Polizistenmord, Bandenkriege etc. wie im schwarzen HipHop glorifiziert werden, kann ich damit leben. Ändern kann ich es eh nicht. Was mich mehr abstößt, ist dieser Afrogesichtsschmuck. Warum steckt man sich 1 kg Metall ins Gesicht und dehnt seine Ohrläppchen auf Autoreifenniveau!? Das finde ich absolut unauthentisch. Wer rumrennt wie König Xerxes im Film „300“ kann nun mal kein Spartiat sein.

Du hast ja selbst mit Halgadom mit den Genres Neofolk und Pagan Metal ‚experimentiert‘. Sind das populäre Genres in der rechten Szene?

Ja, das sind sie. Als ich 1999 mit Halgadom begann, war es u. a. mein Ziel, Vorurteile der Szenen untereinander abzubauen. Ich kannte national gesinnte Metaller, die von nationalgesinnten Kurzhaarigen nicht akzeptiert wurden. Das fand ich mehr als bedauerlich und überflüssig. Heute ist das zum Glück kein Thema mehr. Die Themen, welche im Pagan Metal und im Neofolk verarbeitet werden, haben oft mit identitären Themen zu tun. Sei es unser heidnisches Erbe, Naturmystik und europäische Kultur. Gerade die Black-Metal-Bands aus Osteuropa nehmen da kein Blatt vor den Mund. Ich muss dazu aber sagen, dass ich szenemäßig gar nicht mehr auf dem Laufenden bin.

Du scheinst also immer noch mehr der Einzelgänger aus deiner Jugend geblieben zu sein als ein stets präsenter Party- und Szenegänger?

Einzelgänger ist nicht das passende Wort. Ich war mehr der Außenseiter, der sich andere Außenseiter gesucht hat. Das ist heute immer noch so. Früher war ich regelmäßig in einschlägigen Metal-Läden unterwegs. Heute hat sich das so gut wie gelegt. Wenn ich mal Konzerte besuche, dann mehr, um alte Bekannte zu treffen, und weniger wegen der Bands.

Ist das nicht widersprüchlich, wenn man gleichzeitig eine oder sogar zwei Bands repräsentiert, die sich Erfolge und viele Fans wünschen?

Mein Wunsch ist glücklicherweise in Erfüllung gegangen. Aber dennoch gönne ich mir den Luxus der Distanz. Schließlich muss ich ja nicht jeden persönlich kennen lernen, der eine CD von mir kauft. Aber vielleicht ändert sich das noch.

Kannst du etwas zu den Verkaufsauflagen eurer Tonträger sagen?

Stahlgewitter bewegt sich im fünfstelligen Bereich, Halgadom im vierstelligen. Wie bei anderen Bands ist bei uns das Phänomen zu beobachten, dass uns immer mehr Menschen kennen trotz sinkender Verkaufszahlen. Die Alben stehen bereits am selben Tag der Veröffentlichung im Netz kostenlos zum Runterladen bereit. Und da Geiz nun mal geil ist, greift man da zu, wo man nichts bezahlen muss.

Was war eigentlich der Sinn dahinter, die bereits indizierten Tonträger nur leicht verändert wieder auf den Markt zu bringen? Habt ihr wirklich geglaubt, sie würden dann nicht erneut indiziert?

Es waren ja nur einzelne Lieder strafbar bzw. einzelne Textstellen. Dass die Neuauflage von „Politischer Soldat“ erneut indiziert wurde, lag daran, dass das Textheft noch einen Text enthielt, der gar nicht mehr auf der CD drauf war. Wenn man nicht alles selber macht …

Wir haben immer gleich mehrere Anwälte, die die Texte überprüfen. Im Bereich der Volksverhetzung herrscht leider vollkommene Willkür. Was der eine Anwalt bemängelt, kann der andere als noch im Rahmen der Meinungsfreiheit einstufen.

Wir haben leider die falsche Hautfarbe. Wäre die etwas dunkler und wir würden HipHop machen, könnten wir an Deutlichkeit noch eine Schippe drauf legen und müssten nicht um jede Formulierung einen Eiertanz veranstalten.

Deine zweite Band Halgadom war eine der ganz wenigen Bands der rechten Szene mit Musikerinnen. Warum ist die rechte (Musik-)Szene ansonsten eigentlich so eine reine Männer-Szene?

Halgadom hatte ich eigentlich nie der ‚rechten‘ Szene zugeordnet. Es war etwas Szeneübergreifendes. Die Texte bezogen sich auch mehr auf das germanische Heidentum und gingen später in die philosophische Richtung. Politik an sich spielte nie eine Rolle. Gerne zieht man sich immer am Text von „Wotans Krieger“ vom ersten Album hoch, in denen die 14 Worte vorkommen. Aber im Grunde war es das dann auch. Einen Text aus über 50 Liedern herauszusuchen und darauf herumzureiten halte ich für etwas überzogen.

Eine ganze Zeitlang war der Rechtsrock wirklich eine reine Männerdomäne. Tätowierte, kräftige Typen, die nicht gerade das Flair des Gentlemans versprühten. Zumal das gar nicht gewollt war. Für Frauen war dort wenig Platz. Im Metal-Bereich ging es auch immer um eher kämpferische Themen. Im Gegensatz zum Rechtsrock jedoch war dort nur die Musik gewalttätig. Im Rechtsrock ebenso oft das Publikum bei Konzerten. Das hat die Damenwelt verschreckt. Dazu kam die veröffentlichte Meinung, dass ‚Rechte‘ nur Täter und keine Opfer sind und Frauen nun mal eine stärker ausgeprägte soziale Seite haben, also eher Sympathie für den Unterdrückten hegen. Aber das war einmal. Heute bewegt sich der Frauenanteil glücklicherweise stark nach oben.

Wenn man sich rechte Events (Konzerte, Demos) oder auch Mitgliederzahlen ansieht, halte ich das eher für einen Mythos. Über 20 % ist der Frauenanteil in der rechten Szene doch nie hinausgekommen?

Ich spreche nicht von einem ausgeglichenen Verhältnis, sondern sage nur, dass im Gegensatz von vor 15 oder 20 Jahren der Anteil gestiegen ist. Genaue Prozentangaben kann ich natürlich nicht liefern. 20 % sind immer noch besser als 10%.

Es gibt im deutschsprachigen Raum derzeit schätzungsweise rund 200 – 250 Bands aus der rechten Szene – davon nur eine Handvoll mit Musikerinnen, oder?

Das ist richtig. Ich bezog mich auch mehr auf die Hörerschaft von patriotischer Musik als auf aktive Musikerinnen.

Neben Gewalt, habe ich den Eindruck, spielt auch der grassierende Alkoholkonsum in der rechten Szene eine abschreckende Rolle, oder?

Das kommt sicherlich erschwerend dazu. Das ist aber kein szenetypisches Problem. Immer, wenn eine größere Menge an Männern zu einem bestimmten Anlass zusammentrifft, fließt der Alkohol. Das ist nicht nur auf Rechtsrock-Konzerten so, siehe Oktoberfest, Fußballveranstaltungen, Junggesellenabschiede oder Punk-Konzerte. Ich würde das als menschliches Verhalten bezeichnen, ohne irgendetwas beschönigen zu wollen.

 

Du hast eben schon das „widernatürliche Gender Mainstreaming“ angesprochen. Ist ein Grund für die Unattraktivität der rechten Szene für Frauen nicht auch das Frauenbild der Szene, das eher aus dem 19. Jahrhundert stammt und auch ‚modernen‘ rechten Frauen nicht mehr genügt?

Das ist leider ein oft bedientes Vorurteil. Oft wird ja schon ein veraltetes Frauenbild unterstellt, bloß weil eine Frau einen Rock und Zöpfe trägt. Veraltete Frauenbilder gibt es in jedem Land und in jedem Teil der Gesellschaft. Das nationale Lager war nun mal lange Zeit von Männern dominiert, alleine schon aus der ungleichmäßigen Geschlechterverteilung. Da sind wir uns ja einig. Deswegen muss die Frau ihren Platz als Führungspersönlichkeit noch finden. Da, wo sie nach oben drängen, machen es die Mädels in der Regel sehr gut. Z. B. verdient Melanie Dittmer mit ihren Kögida-Aktivitäten meinen Respekt. Nur finde ich es etwas befremdlich, dass man so ein Frauenbild bei Deutschen und speziell im nationalen Lager anprangert, aber genau die Volksgruppen importiert, die ein regelrecht steinzeitalterliches Frauenbild aktiv ausleben. Man schaue sich nur die Parallelgesellschaften türkischer und arabischer Kulturabschotter an.

Worin unterscheiden sich denn die Rollen von Frauen und Männern in der rechten Szene oder auch für dich persönlich, in deinem privaten Umfeld?

In meinem persönlichen Umfeld und für mich ganz konkret hat die Frau dieselben Rechte wie der Mann. Dass Frauen Kinder bekommen, ist nun mal eine biologische Tatsache. Gerade in den ersten Lebensjahren der Kinder ist es die Aufgabe der Mutter, sich um den Nachwuchs zu kümmern, hat sie doch eine viel innigere Beziehung zum Kind als der Vater, da sie es neun Monate lang in ihrem Inneren getragen hat. Mein Respekt vor der Frau begründet sich auch auf meine heidnische Lebenseinstellung. Bei unseren Ahnen trug immer die Frau den Schlüssel des Hauses um den Bauch, als Zeichen, wer zu Hause das Sagen hat. Die Männer haben dafür die Nahrungsbeschaffung und die körperlichen Auseinandersetzungen bestritten, waren also mehr fürs Grobe zuständig. Man hat sich eben ergänzt. Daraus resultieren auch das soziale Feingefühl der Frauen und deren Talent, Intrigen zu spinnen. Schließlich mussten die Mädels untereinander irgendwie klar kommen und ihre Fehden anders austragen als die Männer auf dem Schlachtfeld. Die Benachteiligung der Frauen in Europa sehe ich mehr in der Verchristlichung, da die Herabwürdigung der Frau eher im Orient anzusiedeln ist. Daher bin ich einerseits froh, dass das Christentum in unserer Gesellschaft so gut wie ausgedient hat, bin jedoch etwas besorgt, da der nächste Götzendienst in den Startlöchern steht.

Ich kenne viele Mütter, die gleichzeitig wie der Mann noch arbeiten gehen, damit die Familie finanziell relativ unabhängig bleiben kann. Auch hätte ich kein Problem damit, wenn meine Frau eine gutbezahlte Stelle hätte. Dann wäre ich Privatier und könnte mich mehr auf die Musik konzentrieren. Andererseits gibt es natürlich typische Männersachen. Ich würde von meiner Frau nie verlangen, dass sie schwere Wasserkisten trägt oder Nägel in die Wand haut. Könnte sie, wenn sie wollte. Ich würde es daher eher als stilles Einverständnis bezeichnen, wie die Aufgaben verteilt werden. Dafür überlasse ich ihr gerne das Kochen. Ab und an koche ich auch, aber das schmeckt dann eher nach üblicher Junggesellenkost. Reis mit Fleisch und Erbsen ohne jegliche Soße als Pfannengericht kann man schließlich nicht immer essen. Auch wenn du es wahrscheinlich nicht glauben wirst, wenn ich vor der Arbeit Zeit habe, mache ich sogar noch den Abwasch vom Vortag. Für einen wahren Gentleman ist das alles selbstverständlich.

Sind dir auch bezüglich des Musikgeschmacks Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Fans aufgefallen? Bevorzugen rechte Szene-Frauen andere Genres und Bands als rechte Szene-Männer? 

Das ist wohl eher eine Frage, die du einer Frau stellen solltest.

Warum kommt es regelmäßig bei Rechtsrock-Konzerten spätestens im letzten Drittel der Veranstaltung zu Massenschlägereien untereinander? Liegt das nur am Alkohol?

Zum einen am Alkohol, aber auch an Rivalitäten ganz persönlicher Natur. Hier geht es um die Frau eines anderen Kameraden oder man ist in der falschen Skinhead-Organisation aktiv. Damals gab es öfter Reibereien zwischen Hammerskins, Combat 18 und Blood & Honour. Je später der Abend, umso enthemmter ist man. Somit sinkt auch die Hemmschwelle für gewalttätige Aktivitäten. Doch dieses gewalttätige Bild ist ebenfalls überholt. Im Schnitt finden jedes Wochenende 2-3 Konzerte statt. Da wo feste Strukturen vorhanden sind, läuft mittlerweile alles recht gesittet über die Bühne.

Combat 18, die „Kampfgruppe Adolf Hitler“, fiel ja nicht nur intern gelegentlich unangenehm auf, sondern auch öffentlich durch ihre Bombenanschläge und andere sehr brutale Gewalttaten. Ist das nicht ähnlich kontraproduktiv für die rechte Szene wie die RAF-Aktivitäten damals für die Linke, wenn man Überzeugungskraft in der Bevölkerung gewinnen will?

Nun, die RAF hatte ja immerhin über einen gewissen Rückhalt in Teilen der Bevölkerung verfügt. Unter linken Intellektuellen gab es immer welche, die zumindest die ganze Sache mit Genugtuung betrachteten. Aber selbst bei der RAF hatte der Verfassungsschutz seine Finger im Spiel, Stichwort „Celler Loch“ [Am 27. Juli 1978 hatten Mitarbeiter des Niedersächsischen Landesamtes für Verfassungsschutz unter technischer Hilfe der GSG 9 einen Sprengstoffanschlag auf die Strafvollzugsanstalt in Celle verübt, um eine Gefangenenbefreiung von Sigurt Debus vorzutäuschen. (vgl. Bürgerrechte & Polizei, Nr. 27: 69); siehe auch www.verfassung-schuetzen.de/verfassungsschutz-in-rente-geschickt/].

Gewalt halte ich immer nur in Form von Notwehr gerechtfertigt. Ob Gewalt als Durchsetzungsmittel in der Politik taugt, bestimmt der Zeitpunkt. Zurzeit macht es absolut keinen Sinn, ist der Durchschnittsbundesbürger noch träge und faul. Die Komfortzone ist noch weit genug, um die tägliche Dekadenz zu zelebrieren. Somit hast du Recht, dass es absolut unsinnig ist, sich dieser zu bedienen und Applaus von der Bevölkerung zu erwarten. Doch der Zustand der Rundumversorgung kann sich schnell ändern. Die Internazis (Internationale Sozialisten) der EU arbeiten fleißig daran. In Mitteldeutschland hat es mit Pegida hoffnungsvoll gestartet. Doch leider lassen sich die Organisatoren von diversen demokratischen Gruppierungen wie CDU und AfD umgarnen. Ich befürchte, dass der Protest wieder im Nichts verpuffen wird. Nur tut sich das Regime keinen Gefallen. Denn wenn sich der Bürger wieder mal hintergangen fühlt, platzt ihm irgendwann richtig der Kragen. Und dann sind Massendemos das kleinste Problem, was die Herrscherkaste hat.

Gehen wir mal vom Günstigsten aus und wir werden das BRD-Regime, ähnlich wie das der DDR, friedlich los, bleibt immer noch genug Konfliktpotential. Kriminelle Großfamilien wie der Abou-Chaker-Clan oder die Miris, jeweils mit mehreren tausend Mitgliedern, haben es sich in der sozialen Hängematte bequem gemacht, und ihren kriminellen Machenschaften können sie ohne größeren Widerstand nachgehen, sind doch Polizei und Richter entsprechend von oben instruiert oder durch Gewaltandrohung eingeschüchtert. Migrantengangs wie United Tribuns, La Fratidadas oder Black Jackets, die sich krakenähnlich bis ins Ländliche ausbreiten, werden ebenfalls nicht freiwillig gehen.

Gewalttaten haben sicher immer persönlich-biografische Ursachen, aber als politisches Konzept für die Metropolen (Europa, USA) habe ich das nie verstanden. Welchen Sinn erkennst du darin?

Wenn die Gewalt nicht staatlich inszeniert oder durch Geheimdienste angefeuert wird, ist es entweder der Ungeduld der Beteiligten oder deren verzerrte Sicht der Dinge zuzuschreiben.

Zurück zur Musik: Welche Bedeutung hat Musik denn generell in der rechten Szene?

Musik ist wie überall Ausdruck eines Lebensgefühls. Dass die Stile mit nationalem Gedankengut mittlerweile so vielfältig sind, zeigt, dass sich Menschen aus unterschiedlichen Bereichen zum Nationalismus bekennen, was ich als sehr positiv erachte. Damals definierte man sich über Kleidungscodes oder eine bestimmte Musikrichtung. Man limitierte sich aus eigener Dummheit selbst. Heute darf sozusagen jeder Deutsche mitmarschieren, der guter Dinge ist. Musik hält zusammen. Das merkt man, wenn man mit anderen Menschen singt oder musiziert. Für mich als Musiker ist es ebenso ein schönes Gefühl zu erleben, wenn man am Lagerfeuer seine Gitarre auspackt, anfängt zu spielen, und andere Menschen singen meine Lieder mit. Dadurch erfährt das eigene Schaffen noch mehr Leben. Die Neofolk-Lieder von Halgadom habe ich z. B. als Liederbuch mit Gitarrengriffen zum kostenlosen Herunterladen auf meine Netzseite gestellt, auf dass sie auch ohne mein Zutun weitergegeben werden. Vielleicht sogar ins allgemeine deutsche Kulturgut aufgenommen werden. Musik ist Gefühl, Sprache, Ausdruck und Geisteshaltung. Deswegen lege ich persönlich so viel Wert auf korrekte Sprache und einen gewissen Anspruch in meinen Texten.

Mir ist auffällig oft in Interviews und Gesprächen mit rechtsextremen ‚Köpfen‘, Politfunktionären von NPD bis Freie Kameradschaften, selbst bei einem Vorständler von Blood & Honour, eine Abneigung gegen den typischen ‚Rechtsrock‘ begegnet. Die haben diese Musik entweder nie intensiv gehört oder nur, weil es eben ‚ihre‘ Musik war, und sind eher ‚trotz der Musik‘ in den Szene-Strukturen gelandet. Für sie war ‚Rechtsrock‘ der „Köder für die primitiven Massen“, wie es einer mal ausdrückte, „die man ja leider auch sammeln muss, um die Brauchbaren herauszufischen“. Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht?

Die Rechtsrock-Konzerte von damals waren oft sehr undiszipliniert. Heute ist es wohl weniger gravierend. Ich bin weniger der Konzertgänger, weswegen ich das nicht so gut beurteilen kann. Die Skinhead-Organisationen, die es noch gibt, legen mittlerweile auch mehr Augenmerk auf vernünftige Leute. Dass man auf keinen Idioten verzichten kann, halte ich generell für falsch. Klasse statt Masse.

Hat ‚Rechtsrock‘ nicht trotzdem auch eine unterschiedliche Funktion und Bedeutung für die ‚Basis‘ und auch die bestenfalls anpolitisierten ‚Mitläufer‘ eurer Szene und auf der anderen Seite für politische Aktivisten?

Natürlich ist die Wirkung der Musik unterschiedlich. Hier würde ich akute und nachhaltige Wirkung unterscheiden. Ich gehe jetzt mal von meiner eigenen Musik aus, die ich voll vertreten kann. Die einen grölen nur die Texte mit, verinnerlichen diese aber nicht. Profanes Beispiel: Erst Rudolf Heß-Marsch, dann bei McDonalds essen gehen. Nicht nur, dass McDonalds Ausdruck der amerikanischen Kulturbarbarei ist, es ist einfach ungesund. Als Kraftsportler würde ich nie meinen Körper mit diesem Industrieschrott vergiften. Als Nationalist unterstütze ich keine Besatzer. So viel zu den Mitläufern. Für die politischen Aktivisten ist unsere Musik eine Art Kraftquell. Ein weiterer Ansporn für uns, weiter zu machen und die Aufrechten auf diesem Wege zu unterstützen.

Hören Szene-Angehörige eigentlich nur ‚Rechtsrock‘ oder ist auch andere Musik populär?

Vorwiegend wird Musik aus dem europäischen Kulturkreis favorisiert. Obwohl das durchaus individuell variieren kann. Es gibt schließlich nicht DEN Rechtsrock-Hörer. Zumindest kenne ich keinen, der sich ausschließlich auf diese Stilrichtung limitiert.

Welche Veränderungen gibt es innerhalb der rechten Musik(szene) seit den 1990er Jahren?

Die Qualität der Produktionen wird zum Glück immer besser und die Musik vielschichtiger.

Im politischen Diskurs wird seit einiger Zeit vermehrt von einer musikalischen „Grauzone“ geredet. Wie definierst du „Grauzone“ und macht der Begriff überhaupt Sinn?

Keine Ahnung, was sich linke Journalisten wieder ausgedacht haben, um sich und ihre Studien ins Rampenlicht zu drängeln. Mit dem Begriff kann ich nichts anfangen. Eventuell soll es auf Bands zutreffen, die mit einer gewissen Ästhetik spielen, wie z. B. Laibach, oder Bands wie meine Gruppe Halgadom, mit der ich als durchaus politischer Mensch unpolitische Musik mache. Diese Journalisten sind eben nicht in der Lage, zu differenzieren, oder malen mal wieder das Schreckgespenst des bösen Nazis an die Wand, die wieder mal alles unterwandern und wieder kurz vor der Machtergreifung stehen. Die Feindbilder dürfen eben nicht ausgehen … Ich meine sogar, dass Bands wie KrawallBrüder ebenfalls der Grauzone zugeordnet werden, weil die sich nicht genug gegen rechts abgrenzen. Der Totalitarismus schreckt vor nichts zurück.

 

Apropos Patriotismus: Gerade Deutschrock-Fans bezeichnen sich ja gerne als „patriotisch“, meinen das aber oft nicht sehr politisch und eher im Sinne von Regionalpatriotismus: „Meine Stadt“, „mein Südtirol“, „mein Bayern“ oder „Franken“. Was ist für dich „Patriotismus“ und gibt es da einen Unterschied zwischen deinem Patriotismus und „Heimatliebe“ oder zu dem Patriotismus von Frei.Wild?

Patriotismus kann man gleich mehrfach interpretieren. So gibt es z. B. Verfassungspatriotismus oder den von dir genannten Lokalpatriotismus. Nicht zu vergessen sei der „Hurra“-Patriotismus zu jeder Fußball-WM/EM, der dann auch so schnell wieder verschwindet, wie er gekommen ist. Frei.Wild beziehen sich ja konkret auf Südtirol, weswegen deren Patriotismus gut mit dem von dir genannten Begriff Heimatliebe beschrieben werden kann. Ich habe mit dem Begriff Patriotismus kein Problem, bezeichne mich selbst aber eher als Nationalist. Letzteres bezieht sich auf lat. natio, was so viel wie Volk, Sippe, Menschenschlag bedeutet. Für einen Patrioten ist Cem Özdemir vielleicht ein deutscher Landsmann, weil er einen deutschen Pass besitzt. Für mich gilt weiterhin das Abstammungsprinzip. Der Patriotismus-Begriff ist mir zu beliebig verwendbar.

Ein zweiter Begriff, der oft im Zusammenhang mit Frei.Wild und Co., aber auch mit euch, fällt, ist „Identitätsrock“. Passend?

Auf jeden Fall. Begriffe wie rechts und links halte ich für überholt. Identität ist da eindeutiger.

Spielt Frei.Wild eine Rolle in der rechten Szene? 

Das kann ich schlecht beurteilen. Mit ihrem ständigen Abgegrenze, ihren Anti-Nazi-Aktionen und Bußritualen werden sie von den meisten Nationalen nicht mehr ernst genommen. Andererseits haben sich die Onkelz ebenfalls klar gegen rechts positioniert und werden weiterhin von Nationalen gehört. Dazu kommt natürlich noch, was der Einzelne in die Texte hineininterpretiert.

 

Was hältst du persönlich von Frei.Wild?

Ich finde es gut, wenn deutschsprachige Bands Wörter wie Heimat überhaupt aussprechen. Dass es aber anscheinend nur dann geht, wenn man sich von der nie alternden ‚jüngeren Vergangenheit‘ distanziert, finde ich dann schon wieder peinlich. Gut, die Jungs wollen hoch hinaus. Für mich sollte man aber immer noch ein gewisses Maß an Würde behalten.

 

Und persönlich? Falls du ihnen schon mal begegnet bist.

Ich bin ihnen noch nicht persönlich begegnet, dennoch hatte ich auf gewisse Weise mit ihnen zu tun. Es ging ja selbst in der Qualitätspresse rum, dass wir Frei.Wild des Plagiats beschuldigt haben. In deren Lied „Schenkt uns Dummheit kein Niveau“ ist eine Melodiestelle samt Riff zu hören, welches unserem Stück „Auftrag Deutsches Reich“ mehr als ähnlich klingt.

Ihr habt ja auch versucht, Schadensersatz einzuklagen. Wie ging das juristische Verfahren aus?

Die Urteilsverkündung wurde Ende Januar zum wiederholten Male verschoben. Ich denke, gewisse Stellen sind sich noch nicht über die Strategie einig. Will man Frei.Wild stoppen und Begriffe wie Heimat aus dem Mainstream raushalten, muss man uns Recht geben. Andererseits erteilt man ihnen die Absolution und entscheidet gegen uns. Da zerbrechen sich wohl noch einige Leute den Kopf.

Was sind für dich die Unterschiede zwischen Frei.Wild und Rechtsrock-Bands?

Der Gesang ist fast identisch. Das ist mir aufgefallen als ich das erste Mal etwas von ihnen gehört habe. Ansonsten ist es der Inhalt der Botschaft, der sich unterscheidet. Ich würde Frei.Wild eher mit den Böhsen Onkelz vergleichen als mit typischem Rechtsrock. Man legt halt diese „Wir gegen alle anderen“-Mentalität an den Tag, mit der sich irgendwie jeder identifizieren kann. Und das scheint anzukommen.

Aber dieses Märtyrerhafte und sich selbst als vom ‚System‘ verfolgtes Opfer zu präsentieren, ist doch auch ein typisches Textelement im Rechtsrock, oder?

Das würde ich so nicht sagen. Zumindest nicht bei unserer Band. Klar ist das Thema staatliche Repression ein Thema in unseren Texten. Aber eher aus dem Blickwinkel betrachtet, dass wir sehr wohl damit rechnen und uns nicht einschüchtern lassen. Wie in dem Lied „Die Idee ist unbesiegt“ von unserem aktuellen und einzigen nicht indizierten Tonträger „Das Hohelied der Herkunft“:

Ihr Umerzogenen und Feigen, der Krieg war nie vorbei. 

Nur weil heut‘ die Gewehre schweigen, seid ihr zwar alles – nur nicht frei. 

Blindlinks wüten die Schergen, noch sind wir Minderheit, 

doch heut‘ von euch verfolgt zu werden – die höchste Ehre dieser Zeit.
Jeder von uns – einer zu viel, nicht vorgesehen in eurem Spiel. 

Doch jeder repressive Schlag 

hämmert den Trotz in uns stahlhart.

Was interessiert deiner Meinung nach ‚Rechte‘ an einer Band wie Frei.Wild? Stört es sie nicht, wenn sich ‚ihre‘ Lieblingsband ständig von ihnen distanziert oder sogar das ganze Publikum „Nazis raus“ ruft und viele die Anti-Extremismus-T-Shirts der Band tragen?

Tja, was soll ich sagen. Man gewöhnt sich an alles. Andererseits: Was hat eine Band schon für eine Wahl, wenn sie Karriere machen will? Ich höre ab und an immer noch gerne einzelne Onkelz-Stücke, weil ich damit etwas aus meiner Jugendzeit verbinde. Ob die Jungs mich mögen oder nicht, ist mir in dem Moment egal.

 

Viele Deutschrock-Bands beharren darauf, „unpolitisch“ zu sein. Weshalb eigentlich? Und ist das glaubwürdig?

Wer Erfolg haben will, muss in einer globalisierten Welt international sein. Und das geht nur dann, wenn man englisch singt. Wer darauf freiwillig verzichtet, ist schon verdächtig. So zumindest könnte ich mir das vorstellen. Wer hat schon Lust, freiwillig als Hexe(r) verbrannt zu werden. Dann sich doch lieber im vorauseilenden Gehorsam von allen Eventualitäten distanzieren, damit keine Gerüchte aufkommen. Natürlich ist das lächerlich. Wer aber über jedes Stöckchen springt, das andere ihm hinhalten, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Andere Länder wie z. B. Frankreich sehen das unverkrampfter und haben sogar eine Quote für französischsprachige Lieder eingeführt.

Warst du selbst schon bei einem Frei.Wild-Konzert?

Nein, war ich nicht.

Ist Frei.Wild ein Einstiegstor in die rechte Szene oder eher eine Ausstiegshilfe?

Weder noch. Die machen einfach nur Musik und benutzen vielleicht hier und da ein Wort, was den linken Meinungsterror auf den Plan ruft. Wer schon bei dem Wörtchen ‚Heimat‘ wieder die Hakenkreuzfahne wehen sieht, dem empfehle ich, einen guten Psychiater aufzusuchen. Vielleicht kann ein Profi da noch was retten.

Dazu kommt, dass immer Geld im Spiel ist. So wie die Ärzte und Tote Hosen damals gegen die Onkelz geschossen haben, so schießen sie heute gegen Frei.Wild. Konkurrenz ist manchmal doch nicht so gut fürs Geschäft. Oder man muss sich durch solche Aktionen ins Bewusstsein der Massen rufen, wenn es schon nicht mehr mit der Musik klappt.

Warum ist Frei.Wild so erfolgreich und warum erlebt Deutschrock derzeit insgesamt einen Boom – wie erklärst du dir das?

Weil Sprache auch Heimat ist und etwas, mit dem wir uns identifizieren. Seit Jahrzehnten werden wir mit amerikanischer Musik gefüttert, die oft als sehr oberflächlich angesehen wird. Mit den Texten der englischsprachigen Mainstream-Musik beschäftigt sich doch keiner. Die nimmt man unterbewusst wahr oder visuell durch Musikvideos. Man tanzt dazu, sie läuft im Hintergrund im Radio oder auf Partys. Sie berührt uns auf einer anderen emotionalen Ebene als Deutschrock. Die Texte im Deutschrock dagegen verstehen wir. Es ist unsere Muttersprache, die in uns etwas berührt, was fremdsprachige Musik nie erreichen wird. Frei.Wild und andere Bands füllen dieses Vakuum aus.

Wie definierst du selbst „Deutschrock“?

Wie der Name schon sagt, Rockmusik mit deutschen Texten.

Was haben Deutschrock-Bands noch gemeinsam – außer der deutschen Sprache in den Texten?

Ich denke, dass gerade die Verwendung der deutschen Sprache dieses Genre ausmacht. Die Inhalte der Texte sind da doch zu unterschiedlich, als dass man da ein gewisses Muster erkennen kann.

Welche Bands gehören noch für dich dazu?

Daniel Wirtz, RevolverheldenKärbholzSilbermonddie Ärzte und natürlich Onkelz. Wir gehören auch irgendwie dazu.

 

Gibt es den typischen Deutschrock-Fan?

Das denke ich nicht. Schubladendenken habe ich mir eh abgewöhnt. Ich persönlich höre ebenfalls Deutschrock, würde mich aber nicht als repräsentativ für andere bezeichnen. Würde Daniel Wirtz wissen, dass ich seine Musik gut finde, würde er wahrscheinlich erst mal eine Anti-Rechts-Aktion starten.

Onkelz und Frei.Wild – worin unterscheiden sich die beiden Bands deiner Meinung nach, was haben sie gemeinsam?

Beide Bands schlagen schon irgendwie in die gleiche Kerbe. Wir gegen den Rest der Welt, wobei die Heimatliebe wie bei Frei.Wild bei den Onkelz fehlt. Letztere sind eher die Großstadt-Jungs, Erstere die Jungs vom Dorf. Frei.Wild haben das Vakuum ausgefüllt, das die Onkelz nach ihrer Auflösung hinterlassen haben. Oder zumindest haben sie es versucht. Nun sind die Onkelz wieder da, was aber an der Popularität von Frei.Wild nichts ändern wird.